Das Management von Mitarbeiterurlauben und Urlaubsansprüchen ist ein entscheidender Aspekt der Compliance und der Mitarbeitermotivation bei der Arbeit in Norwegen. Das Land verfügt über robuste rechtliche Rahmenbedingungen, die verschiedene Arten von Urlaub regeln und sicherstellen, dass Mitarbeitende Freizeit für Erholung, Krankheit, familiäre Verpflichtungen und andere bedeutende Lebensereignisse haben. Das Verständnis dieser Vorschriften ist für Arbeitgeber unerlässlich, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen und ihre Belegschaft effektiv zu verwalten.
Norwegische Urlaubspolitiken werden hauptsächlich durch das Working Environment Act geregelt, das Mindeststandards für Urlaub, Krankheitsurlaub und andere Arten von Abwesenheit festlegt. Während Tarifverträge möglicherweise großzügigere Bedingungen bieten, bilden die gesetzlichen Anforderungen eine Basis, an die sich alle Arbeitgeber halten müssen. Dies umfasst spezifische Regeln zu Anspruch, Zeitpunkt, Zahlung und Dokumentation für verschiedene Urlaubsarten.
Jahresurlaub
In Norwegen haben Mitarbeitende gesetzlich Anspruch auf mindestens 25 Arbeitstage Urlaub pro Jahr. Arbeitstage umfassen alle Kalendertage außer Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen. Das bedeutet, dass der Mindestanspruch vier Wochen und ein Tag entspricht. Mitarbeitende über 60 Jahre haben Anspruch auf eine zusätzliche Woche Urlaub, insgesamt also 31 Arbeitstage.
Urlaubsentgelt wird auf Grundlage des Einkommens des Mitarbeiters im Vorjahr berechnet. Der gesetzliche Mindesturlaubssatz beträgt 10,2 % des Bruttogehalts des Mitarbeiters im Anspruchsjahr (dem Vorjahr). Für Mitarbeitende über 60 Jahre liegt der Satz bei 12,5 %. Das Urlaubsentgelt wird in der Regel ausgezahlt, wenn der Urlaub genommen wird, oder im Juni vor der Haupturlaubszeit.
Arbeitgeber sind im Allgemeinen verpflichtet sicherzustellen, dass Mitarbeitende ihren vollen Urlaubsanspruch nehmen. Mitarbeitende haben das Recht, drei Wochen ihres Haupturlaubsanspruchs hintereinander während der Haupturlaubsperiode (1. Juni bis 30. September) zu nehmen, sofern nichts anderes vereinbart wurde.
Gesetzliche Feiertage
Norwegen beobachtet im Laufe des Jahres mehrere gesetzliche Feiertage. Mitarbeitende haben in der Regel Anspruch auf Freizeit an diesen Tagen. Falls ein gesetzlicher Feiertag auf ein Wochenende fällt, gibt es in der Regel keinen Ersatzfreizeittag, es sei denn, dies ist durch einen Tarifvertrag geregelt.
Hier sind die wichtigsten gesetzlichen Feiertage in Norwegen im Jahr 2025:
Datum | Feiertag |
---|---|
1. Januar | Neujahr |
17. April | Gründonnerstag |
18. April | Karfreitag |
20. April | Ostersonntag |
21. April | Ostermontag |
1. Mai | Tag der Arbeit |
8. Mai | Befreiungstag |
17. Mai | Verfassungstag |
29. Mai | Christi Himmelfahrt |
8. Juni | Pfingstsonntag |
9. Juni | Pfingstmontag |
25. Dezember | Weihnachten |
26. Dezember | Stephanstag (Zweiter Weihnachtstag) |
Beachten Sie, dass der 8. Mai ein Feiertag ist, aber kein bezahlter Feiertag gemäß dem Working Environment Act, obwohl viele Tarifverträge ihn als bezahlten Feiertag gewähren.
Policies und Zahlung bei Krankheitsurlaub
Mitarbeitende in Norwegen haben Anspruch auf Krankheitsurlaub, wenn sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung arbeitsunfähig sind. Das System umfasst sowohl den Arbeitgeber als auch die Norwegian Labour and Welfare Administration (NAV).
- Selbstauskunft: Mitarbeitende können bis zu drei Kalendertage Abwesenheit gleichzeitig selbst bescheinigen, maximal viermal innerhalb eines 12-Monats-Zeitraums.
- Ärztliches Attest: Für Abwesenheiten länger als drei Tage oder nach Nutzung der maximalen Selbstauskunft ist ein ärztliches Attest erforderlich.
Arbeitgeber sind verantwortlich für die Zahlung von Krankengeld für die ersten 16 Kalendertage der Abwesenheit eines Mitarbeiters (der Arbeitgeberzeitraum). Das Krankengeld in diesem Zeitraum beträgt 100 % des normalen Gehalts des Mitarbeiters, bis zu einer bestimmten Grenze (derzeit 6-fache des G-Systems).
Nach dem Arbeitgeberzeitraum (ab Tag 17) übernimmt NAV die Verantwortung für die Zahlung von Krankengeld. Der Leistungsanspruch von NAV beträgt ebenfalls 100 % des Einkommens des Mitarbeiters, begrenzt auf 6G. Die Gesamtdauer für den Bezug von Krankengeld durch NAV beträgt in der Regel bis zu 52 Wochen.
Abwesenheitszeitraum | Zahler | Zahlungsrate | Hinweise |
---|---|---|---|
Tage 1-16 | Arbeitgeber | 100 % | Bis zu 6G Jahreseinkommen |
Tage 17-365 | NAV | 100 % | Bis zu 6G Jahreseinkommen, insgesamt 52 Wochen |
Mitarbeitende müssen ihren Arbeitgeber so früh wie möglich über ihre Abwesenheit aufgrund von Krankheit informieren.
Elternzeit
Norwegen bietet großzügige Elternzeitregelungen, die es Eltern ermöglichen, in Verbindung mit Geburt oder Adoption Auszeit zu nehmen. Der Zeitraum und die Leistungen werden zwischen den Eltern aufgeteilt und von NAV verwaltet.
Der gesamte Zeitraum für Elternleistungen beträgt entweder 49 Wochen bei 100 % Abdeckung oder 59 Wochen bei 80 % Abdeckung. Dieser Gesamtzeitraum umfasst eine verpflichtende Zeit für die Mutter, eine Quote für den Vater/Co-Mutter und eine gemeinsame Zeit.
- Mutterschaftsquote: 3 Wochen vor dem Geburtstermin (verpflichtend) + 6 Wochen nach der Geburt (verpflichtend).
- Vater/Co-Mutter-Quote: 15 Wochen (bei 100 % Abdeckung) oder 19 Wochen (bei 80 % Abdeckung). Diese Quote ist für den Vater/Co-Mutter reserviert und verfällt, wenn sie nicht genutzt wird.
- Gemeinsame Zeit: Die verbleibenden Wochen nach Abzug der Quoten für Mutter und Vater/Co-Mutter. Diese Zeit kann zwischen den Eltern aufgeteilt werden.
Eltern können wählen, ob sie gleichzeitig oder nacheinander Urlaub nehmen. Es gibt auch Optionen für Teilzeiturlaub (z.B. 50 % Urlaub bei gleichzeitiger Arbeit). Elternleistungen werden auf Grundlage des Einkommens der Eltern berechnet, bis zu einem Maximum von 6G.
Im Falle einer Adoption gelten ähnliche Regeln hinsichtlich des Gesamturlaubs und der Quoten, beginnend ab dem Zeitpunkt, an dem das Kind in Pflege genommen wird.
Weitere Urlaubsarten
Neben den Hauptkategorien erkennt das norwegische Recht und die gängige Praxis weitere Urlaubsarten an:
- Pflegeurlaub: Mitarbeitende haben Anspruch auf Urlaub, um ein krankes Kind oder andere nahe Familienmitglieder zu pflegen. Dauer und Bedingungen hängen von der Situation und dem Alter des Kindes ab.
- Trauerurlaub: Obwohl nicht ausdrücklich durch das Working Environment Act geregelt, gewähren Tarifverträge und Unternehmensrichtlinien oft bezahlten Urlaub im Todesfall eines nahen Familienmitglieds.
- Studienurlaub: Mitarbeitende mit mindestens drei Jahren Beschäftigung und zwei Jahren beim aktuellen Arbeitgeber können Anspruch auf unbezahlten Urlaub für Weiterbildungen haben, sofern diese sowohl für den Mitarbeitenden als auch den Arbeitgeber relevant sind. Die Dauer beträgt in der Regel bis zu drei Jahren.
- Militär- /Zivildienst: Mitarbeitende haben Anspruch auf Urlaub für Pflichtdienst im Militär oder Zivildienst.
- Urlaub für öffentliche Aufgaben: Mitarbeitende können Anspruch auf Urlaub haben, um öffentliche Aufgaben zu erfüllen, z.B. als Geschworene oder gewählter Vertreter.
Spezifische Ansprüche und Bedingungen für diese Urlaubsarten können je nach Tarifvertrag und individuellem Arbeitsvertrag variieren.