Sicherstellung eines sicheren und gesunden Arbeitsplatzes ist ein grundlegender Aspekt bei der Tätigkeit in Brasilien. Das Land verfügt über einen umfassenden Rechtsrahmen, der darauf ausgelegt ist, Arbeitnehmer vor Berufsunfällen zu schützen und das Wohlbefinden in verschiedenen Arbeitsumgebungen zu fördern. Die Einhaltung dieser Vorschriften ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch entscheidend für die Förderung einer produktiven und nachhaltigen Belegschaft.
Brasiliens Ansatz im Bereich Arbeitsschutz und Sicherheit wird hauptsächlich durch bundesgesetzliche Regelungen und eine Reihe spezifischer regulatorischer Standards bestimmt. Arbeitgeber, die im Land tätig sind, müssen diese Anforderungen sorgfältig erfüllen, um sicherzustellen, dass ihre Betriebe die notwendigen Sicherheitsstandards einhalten und zu einer sicheren Arbeitsumgebung für alle Mitarbeitenden beitragen.
Arbeits- und Sicherheitsgesetze sowie Regulierungsrahmen
Die Grundlage des brasilianischen Systems für Arbeitsschutz und Sicherheit bildet die Consolidation of Labor Laws (CLT - Consolidação das Leis do Trabalho). Die CLT enthält spezielle Kapitel, die Sicherheit, Hygiene und Medizin am Arbeitsplatz widmen. Ergänzt werden diese durch die Regulatory Standards (NRs - Normas Regulamentadoras), die vom Ministerium für Arbeit und Beschäftigung herausgegeben werden. Diese NRs liefern detaillierte technische Anforderungen und Richtlinien für verschiedene Aspekte der Arbeitssicherheit in unterschiedlichen Branchen und Tätigkeitsfeldern.
Die NRs decken eine breite Palette von Themen ab, von allgemeinen Bestimmungen und Risikomanagement bis hin zu spezifischen Anforderungen für bestimmte Arbeitsarten, Geräte und Umgebungen. Die Einhaltung der anwendbaren NRs ist für alle Unternehmen, die unter das CLT-Regime beschäftigen, verpflichtend.
Standards und Praktiken im Bereich Arbeitsschutz und Sicherheit
Die Einhaltung brasilianischer Standards im Bereich Arbeitsschutz und Sicherheit umfasst die Umsetzung spezifischer Praktiken und Programme im Betrieb. Eine zentrale Anforderung ist die Identifikation und Bewertung beruflicher Risiken. Dies wird typischerweise durch Programme wie das Programa de Gerenciamento de Riscos (PGR) formalisiert, das das frühere Environmental Risk Prevention Program (PPRA) ersetzt hat. Das PGR beinhaltet einen systematischen Prozess zur Identifikation von Gefahren, Risikobewertung und Festlegung von Kontrollmaßnahmen.
Schulungen stellen einen weiteren kritischen Bestandteil dar. Arbeitgeber sind verpflichtet, den Mitarbeitenden spezifische Schulungen entsprechend den Risiken ihrer Tätigkeiten und den Anforderungen der relevanten NRs anzubieten. Dazu gehören Schulungen zur sicheren Nutzung von Geräten, Notfallverfahren und spezifischen Sicherheitsprotokollen für gefährliche Tätigkeiten.
Dokumentation ist essenziell, um die Einhaltung nachzuweisen. Unternehmen müssen Aufzeichnungen zu Risikobewertungen, Schulungsprogrammen, Sicherheitsinspektionen, Unfallberichten und Gesundheitsüberwachung führen.
Prozesse und Anforderungen bei Arbeitsplatzinspektionen
Arbeitsplatzinspektionen in Brasilien werden von Arbeitsinspektoren des Ministeriums für Arbeit und Beschäftigung durchgeführt. Ziel dieser Inspektionen ist es, die Einhaltung des CLT und der anwendbaren NRs zu überprüfen. Inspektoren haben die Befugnis, Betriebe zu betreten, Dokumente zu prüfen, Mitarbeitende und Management zu befragen und Verstöße zu identifizieren.
Auf Grundlage ihrer Feststellungen können Inspektoren Mitteilungen ausstellen, die Korrekturmaßnahmen innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens fordern. Bei schwerwiegenden Verstößen oder drohender Gefahr können sie Bußgelder verhängen, Maschinen oder Prozesse stilllegen oder sogar den gesamten Betrieb embargoieren. Unternehmen müssen vollumfänglich mit den Inspektoren kooperieren und Zugang zu allen angeforderten Informationen und Bereichen gewähren.
Protokolle und Berichterstattung bei Arbeitsunfällen
Im Falle eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit schreibt brasilianisches Recht bestimmte Protokolle und Meldeverfahren vor. Der Arbeitgeber ist verantwortlich für die Erste Hilfe und die medizinische Versorgung des verletzten Mitarbeiters.
Eine zentrale Anforderung ist die Ausstellung der Comunicação de Acidente de Trabalho (CAT). Die CAT muss unabhängig von der Schwere des Unfalls ausgestellt werden, einschließlich Wegeunfällen, und elektronisch an das Instituto Nacional do Seguro Social (INSS) gemeldet werden, und zwar am ersten Werktag nach dem Unfall. Im Todesfall muss die CAT sofort gemeldet werden. Die Nichtausstellung der CAT innerhalb des gesetzlichen Zeitrahmens kann zu Strafen führen.
Arbeitgeber sind außerdem verpflichtet, Unfälle zu untersuchen, um deren Ursachen zu ermitteln und präventive Maßnahmen zur Vermeidung einer Wiederholung zu implementieren. Die Führung von Aufzeichnungen aller Unfälle und Untersuchungen ist obligatorisch.
Verantwortlichkeiten von Arbeitgeber und Mitarbeitenden für Arbeitssicherheit
Sowohl Arbeitgeber als auch Mitarbeitende tragen in Brasilien bestimmte Verantwortlichkeiten im Bereich Arbeitsschutz und Sicherheit.
Verantwortlichkeiten des Arbeitgebers:
- Einhaltung aller geltenden Arbeitsschutzgesetze und NRs.
- Umsetzung und Pflege der erforderlichen Sicherheitsprogramme (z.B. PGR).
- Bereitstellung eines sicheren und gesunden Arbeitsumfelds.
- Bereitstellung notwendiger persönlicher Schutzausrüstung (PSA) kostenlos und Sicherstellung ihrer ordnungsgemäßen Nutzung.
- Durchführung verpflichtender Schulungen zu Sicherheitsverfahren und Risiken.
- Regelmäßige Arbeitsplatzinspektionen.
- Untersuchung von Unfällen und Umsetzung von Korrekturmaßnahmen.
- Einrichtung und Unterstützung der Internen Kommission für Unfallverhütung (CIPA).
Verantwortlichkeiten der Mitarbeitenden:
- Einhaltung der Sicherheitsregeln und -verfahren, die vom Arbeitgeber festgelegt wurden.
- Korrekte Nutzung der PSA gemäß Anweisung.
- Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber bei der Umsetzung der NRs.
- Meldung unsicherer Bedingungen oder Praktiken an den Vorgesetzten oder die CIPA.
- Teilnahme an verpflichtenden Sicherheitsschulungen.
Die Interne Kommission für Unfallverhütung (CIPA) ist ein verpflichtendes Gremium in Unternehmen oberhalb einer bestimmten Größe, bestehend aus Vertretern des Arbeitgebers und der Mitarbeitenden. Die Aufgabe der CIPA ist es, Unfälle und Berufskrankheiten zu verhindern, indem Risiken identifiziert, Lösungen vorgeschlagen, die Einhaltung der Sicherheitsstandards überprüft und das Sicherheitsbewusstsein bei den Mitarbeitenden gefördert wird. Die Gründung und Funktionsweise der CIPA sind in NR-5 geregelt.