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Beendigung in Belgien

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Understand employment termination procedures in Belgien

Updated on April 27, 2025

Die Beendigung eines Arbeitsvertrags in Belgien erfordert die strikte Einhaltung spezifischer gesetzlicher Bestimmungen, die sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer schützen sollen. Das Gesetz regelt verschiedene Aspekte, einschließlich der erforderlichen Kündigungsfrist, möglicher Abfindungszahlungen, gültiger Kündigungsgründe und der notwendigen Verfahrensschritte. Die korrekte Handhabung dieser Regeln ist entscheidend, um rechtliche Herausforderungen und potenzielle Haftungen zu vermeiden.

Das Verständnis der Nuancen des belgischen Arbeitsrechts ist für jeden Arbeitgeber, der im Land tätig ist, unerlässlich. Der Rahmen bietet klare Richtlinien, wie ein Arbeitsverhältnis rechtmäßig beendet werden kann, egal ob es vom Arbeitgeber oder vom Arbeitnehmer initiiert wird, und umreißt die Rechte und Pflichten beider Parteien während des gesamten Prozesses.

Anforderungen an die Kündigungsfrist

Seit der Einführung des einheitlichen Status für blue-collar und white-collar Arbeiter im Jahr 2014 wurden die Regeln zur Berechnung der Kündigungsfristen hauptsächlich auf der Dienstzeit des Arbeitnehmers innerhalb des Unternehmens standardisiert. Die Kündigungsfrist beginnt am Montag nach der Woche, in der die Kündigung ausgesprochen wurde.

Die Mindestkündigungsfristen für Arbeitnehmer, die vom Arbeitgeber gekündigt werden, werden wie folgt berechnet:

Dienstzeit (Jahre) Kündigungsfrist (Wochen)
0 - < 3 Monate 2
3 Monate - < 6 Monate 3
6 Monate - < 1 Jahr 4
1 - < 3 Jahre 6
3 - < 4 Jahre 7
4 - < 5 Jahre 9
5 - < 6 Jahre 12
6 - < 7 Jahre 13
7 - < 8 Jahre 15
8 - < 9 Jahre 16
9 - < 10 Jahre 18
10 - < 11 Jahre 19
11 - < 12 Jahre 21
12 - < 13 Jahre 22
13 - < 14 Jahre 24
14 - < 15 Jahre 25
15 - < 16 Jahre 27
16 - < 17 Jahre 28
17 - < 18 Jahre 30
18 - < 19 Jahre 31
19 - < 20 Jahre 33
20 - < 21 Jahre 34
21+ Jahre Addiere 1 Woche pro zusätzliches Jahr

Für Arbeitnehmer, die vor dem 1. Januar 2014 begonnen haben, gilt eine komplexe Berechnung, die die Kündigungsfrist basierend auf der vor diesem Datum erworbenen Dienstzeit (nach alten Regeln) und der nach diesem Datum erworbenen Dienstzeit (nach neuen Regeln) kombiniert. Die Gesamtdauer der Kündigungsfrist ist die Summe dieser beiden Teile.

Berechnung und Anspruch auf Abfindungszahlungen

Abfindungszahlungen, auch bekannt als Kündigungsentschädigung oder Entschädigung anstelle der Kündigungsfrist, sind die finanzielle Kompensation, die ein Arbeitgeber leisten muss, wenn er einen Arbeitnehmervertrag kündigt, ohne dass der Arbeitnehmer die volle Kündigungsfrist arbeiten muss, oder wenn die ausgesprochene Frist unzureichend ist. Die Höhe der Abfindung entspricht dem Gehalt und den Leistungen, die der Arbeitnehmer erhalten hätte, wenn er die volle, gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsfrist gearbeitet hätte.

Die Berechnung der Abfindung ist direkt mit der Berechnung der Kündigungsfrist verbunden. Wenn ein Arbeitgeber den Vertrag sofort kündigt, muss er eine Entschädigung in Höhe des aktuellen Gehalts des Arbeitnehmers (einschließlich variabler Vergütung, Sachleistungen usw.) für die gesamte Dauer der theoretischen Kündigungsfrist zahlen, die durch die oben genannten Dienstzeitregeln bestimmt wird.

Anspruch auf Abfindung besteht, wenn:

  • Der Arbeitgeber den Vertrag mit sofortiger Wirkung kündigt.
  • Der Arbeitgeber eine kürzere Kündigungsfrist als die gesetzlich vorgeschriebene Dauer einhält (die Differenz ist abzugelten).
  • Der Arbeitnehmer den Vertrag aus schwerwiegendem Grund kündigt, der dem Arbeitgeber zuzuschreiben ist.

Gründe für die Kündigung

Arbeitsverträge in Belgien können aus verschiedenen Gründen gekündigt werden:

  • Kündigung mit oder ohne Kündigungsfrist (ohne Grund): Dies ist die häufigste Form der Kündigung, die vom Arbeitgeber initiiert wird. Es ist kein spezifischer "Fehler" des Arbeitnehmers erforderlich. Der Arbeitgeber entscheidet einfach, das Arbeitsverhältnis zu beenden, vorausgesetzt, er respektiert die erforderliche Kündigungsfrist oder zahlt die entsprechende Kündigungsentschädigung. Für diese Art der Kündigung ist kein spezifischer "Grund" gesetzlich vorgeschrieben, die Kündigung darf jedoch nicht "offensichtlich unvernünftig" sein (siehe Employee Protections).
  • Kündigung aus schwerwiegendem Grund: Dies erlaubt eine sofortige Kündigung ohne Kündigungsfrist oder Abfindung. Es ist für Situationen reserviert, in denen der Arbeitnehmer eine schwerwiegende Vertragsverletzung begeht, die eine weitere professionelle Zusammenarbeit sofort und endgültig unmöglich macht. Beispiele sind Diebstahl, schwerwiegende Ungehorsamkeit oder grobe Fahrlässigkeit mit erheblichen Schäden. Diese Art der Kündigung unterliegt sehr strengen Verfahrensanforderungen und engen Fristen.
  • Einvernehmliche Auflösung: Der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer können vereinbaren, den Vertrag jederzeit zu kündigen. Diese Vereinbarung muss schriftlich erfolgen und das Kündigungsdatum eindeutig angeben.
  • Höhere Gewalt: Der Vertrag kann gekündigt werden, wenn ein unvorhersehbares Ereignis die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unmöglich macht (z.B. Zerstörung des Arbeitsplatzes, dauerhafte Invalidität des Arbeitnehmers).
  • Ende eines befristeten Vertrags: Ein für eine bestimmte Dauer oder ein bestimmtes Projekt abgeschlossener Vertrag endet automatisch zum vereinbarten Datum oder bei Abschluss des Projekts, ohne dass eine Kündigung oder Abfindung erforderlich ist (es sei denn, er wird vorzeitig beendet).

Verfahrensanforderungen für eine rechtmäßige Kündigung

Unabhängig von den Kündigungsgründen müssen bestimmte Verfahren eingehalten werden:

  • Schriftliche Mitteilung: Die Kündigung durch den Arbeitgeber (außer bei einvernehmlicher Auflösung oder Ende eines befristeten Vertrags) muss schriftlich erfolgen.
  • Inhalt des Kündigungsschreibens: Das Schreiben muss das Startdatum und die Dauer der Kündigungsfrist klar angeben. Bei Kündigung aus schwerwiegendem Grund muss das Schreiben auch die Tatsachen, die den Grund begründen, genau beschreiben.
  • Zustellungsverfahren: Das Kündigungsschreiben muss entweder per Einschreiben (die Frist beginnt am Montag nach dem Versanddatum) oder durch Gerichtsvollzieher zugestellt werden (die Frist beginnt am Montag nach dem Zustellungsdatum). Auch persönliche Übergabe mit unterschriebenem Duplik ist möglich.
  • Verfahren bei Kündigung aus schwerwiegendem Grund: Dieses erfordert einen zweistufigen Prozess mit strengen Fristen:
    • Die Mitteilung der Kündigung aus schwerwiegendem Grund muss innerhalb von drei Arbeitstagen erfolgen, nachdem der Arbeitgeber von den Tatsachen Kenntnis erlangt hat, die die Kündigung rechtfertigen.
    • Die genauen Gründe, die den schwerwiegenden Grund ausmachen, müssen dem Arbeitnehmer innerhalb von drei Arbeitstagen nach der Mitteilung der Kündigung mitgeteilt werden. Beide Mitteilungen müssen schriftlich erfolgen (per Einschreiben oder Gerichtsvollzieher). Das Versäumnis dieser Fristen oder eine unzureichende Dokumentation des Grundes macht die Kündigung aus schwerwiegendem Grund unwirksam und kann sie in eine Kündigung mit Frist/Abfindung umwandeln.

Schutzbestimmungen für Arbeitnehmer gegen unrechtmäßige Kündigung

Das belgische Recht schützt Arbeitnehmer vor willkürlichen oder "offensichtlich unvernünftigen" Kündigungen, insbesondere für Arbeitnehmer mit mindestens sechs Monaten Dienstzeit in Unternehmen mit 10 oder mehr Beschäftigten.

  • Offensichtlich unvernünftige Kündigung: Eine Kündigung gilt als offensichtlich unvernünftig, wenn sie auf Gründen beruht, die nichts mit der Eignung oder dem Verhalten des Arbeitnehmers zu tun haben, oder mit den betrieblichen Erfordernissen des Unternehmens, und wenn ein normaler und vernünftiger Arbeitgeber niemals aus diesen Gründen gekündigt hätte.
  • Beweislast: Wenn ein Arbeitnehmer eine Kündigung als offensichtlich unvernünftig anficht, muss der Arbeitgeber die tatsächlichen und ernsthaften Gründe für die Kündigung nachweisen.
  • Entschädigung: Wenn ein Gericht eine Kündigung für offensichtlich unvernünftig erklärt, kann der Arbeitgeber dazu verurteilt werden, eine Entschädigung in Höhe von 3 bis 17 Wochen des Gehalts des Arbeitnehmers zu zahlen, zusätzlich zu etwaigen erforderlichen Kündigungsfristen oder Abfindungen.

Häufige Fallstricke bei Kündigungen sind die fehlerhafte Berechnung der Kündigungsfrist oder Abfindung, die Nichtbeachtung der strengen Verfahrensvorschriften (insbesondere bei schwerwiegendem Grund), das Fehlen gültiger oder ausreichend dokumentierter Gründe für die Kündigung bei Anfechtung sowie die Nichtberücksichtigung spezifischer geschützter Kategorien von Arbeitnehmern, die zusätzlichen Schutz genießen (z.B. schwangere Arbeitnehmer, Arbeitnehmervertreter). Eine rechtliche Beratung wird dringend empfohlen, wenn man sich mit Arbeitsvertragskündigungen in Belgien befasst.

Martijn
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